ALPENVORLAND
Landestheater Linz
Autor – Thomas Arzt
Regie – Ingo Putz
Die Vorstellung, sich ein Glück erbauen zu können, sie fußt auf dem Meister des Großvaters und der Matura des Vaters. Da wurde immer auch groß erbaut. Eine ständige Baustelle, dieses Leben. Aber das Fundament, worauf du stehst, ist dir gegeben.
Ein Baugrund auf dem Land. Der Grundriss des geplanten Hauses darauf abgesteckt. Hannes und Heidi haben den Grund gefunden, auf dem sie ihr zukünftiges, gemeinsames Leben verbringen wollen. Dieser Grund hat Geschichte. Hier haben sie zusammen mit ihren Freunden die Kindheit und Jugend verbracht, von der Zukunft geträumt, die immer weit weg und auf jeden Fall weit entfernt lag. In der Stadt. Dann ging jeder seiner Wege, weg aus der Heimat, das eigene Leben anpackend. Und sie haben es geschafft: Ausbildung, Studienabschluss, erster Job. Sie haben erreicht, was von ihnen erwartet wurde. Haben die Erwartungen teils sogar übertroffen. Was jetzt? Zeit für den nächsten Schritt! Also Heirat, Kinder, Hausbau? Auf jeden Fall muss es etwas sein, das bleibt, das unverrückbar ist. Etwas, was das Leben endlich festigt und das Gefühl vertreibt, nicht genügen zu können, nicht wirklich vorwärts zu kommen. „Wir rutschen durchs Dasein, ganz unmerklich, mehrere Millimeter im Jahr. Auch wenn wir Stillstand fühlen, ist der Schlier unter uns in Bewegung. Es ist ein passives Vorwärtskommen, kein Handeln im eigentlichen Sinn.“ Die Freunde treffen sich an ihrem alten Platz zum Grillfest. Sie glauben, festen Boden unter den Füßen zu haben und erkennen, dass stattdessen der Schlier sie fest im Griff hat. Dass sich ihre Freundschaft über die Erfahrungen in der Fremde verändert hat. Dass ihnen noch nicht einmal die Vergangenheit der Heimat sicher ist. Und plötzlich reicht es nicht mehr aus, einfach den Grundriss zu verändern, die Zimmer neu zu verteilen, um der Veränderungswilligkeit Ausdruck zu verleihen. In Frage steht der Baugrund selbst.