Max-Reinhardt-Seminar

Autor – Bertolt Brecht
Regie – Klaus David Erharter

Abendländliche Moderne: Der technische Fortschritt brummt, die Geschwindigkeit steigt, im Zyklus von Aufschwung und Krise jagt ein Rekord den nächsten. „Einverstanden sein heißt auch: nicht einverstanden sein“, sagt Brecht. Im Badener Lehrstück ist es nicht weniger als das Einverständnis mit der eigenen Endlichkeit, das verlangt wird. Beim Versuch der Ozeanüberquerung stürzen vier überbeschleunigte Flieger ab und sehen sich dem drohenden Tod gegenüber. Doch ihre Bitte um Hilfe wird vom „gelernten Chor“ nach eingehender Untersuchung abgelehnt. Statt dessen legt er den Hilflosen nahe, das Sterben zu lernen: „Gebt Euch auf!“ Die Reaktionen und Konsequenzen unter den Abgestürzten sind unterschiedlich und radikal.
Brechts Lehrstück ist ein Theatertext, der vor allem brauchbar sein will. Aber was ist das eigentlich: Lernen? Wie geht es? Wem nutzt es? Wer bestimmt, was wir lernen und was wir verlernen sollen? Wer fällt das Urteil über Erfolg und Misserfolg dabei? Und was hat Lernen mit dem Sterben zu tun?
Bei seiner Uraufführung 1929 verursachte das Stück einen handfesten Skandal: Bilder von Toten auf der Bühne, eine Clownsszene mit der Amputation von Gliedmaßen, die Aufforderung, Eigentum und Status aufzugeben und statt dessen die „kleinste Größe“ einzunehmen – das war seinerzeit für das bürgerliche Publikum zu viel. Seitdem hat die Flugtechnik weitere Fortschritte gemacht. Wie steht es mit den Sterbetechniken?